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Doppelliuie zwanzigmal so lang. Sie ist 800 m lang. Wir gehen auf
ihr säst 10 Minuten. Wir werden erst in nördlicher, dann in östlicher, in
südlicher, in westlicher und zuletzt wieder iu nördlicher Richtung gehen.
Was werden wir alles sehen?
Der Ausflug. Wir gehen auf der Hoheuzollerustraße 200 in nach
Norden. Im Westen liegt der alte Marktplatz, Niemöllers Fabrik, ein
großes Feld und weiterhin eine mit Bäumen geschmückte Straße. Nach
Osten geht die Vennstraße von der Hohenzollernstmße ab. Rechts stehen
viele kleine Arbeiterhäuser. Die Gegeud heißt „Aus der Kiste". Am
Nordring machen wir Halt. Im Süden erblicken wir das Seminar und
das Direktorhaus. Im Südwesten liegt Niemöllers Fabrik. 'Nach Norden
verläuft die Brockhäger Straße. Sie geht uach Brockhagen. Der Weg-
weiser sagt uns ihreu Namen. Im Nordwesten sehen wir Felder und
einige Bauernhäuser, im Norden erhebt sich der hohe Schornstein der
Gütersloher Weberei. Nach Osten führt der Nordring. Da sehen wir
überall Land und einige Häuser. Durch diese Gegend werden wir nachher
gehen. An der Ecke der Hohenzollernstraße und des Nordrings machen
wir zum ersten Male Halt. Alles, was wir hier sehen, ist unser Gesichts-
feld. Es ist viel größer, als das Gesichtsfeld auf dem Schulhofe. Die
Häuser und Straßen haben jetzt eine andre Richtung zu uns, als vorher
bei dem Seminar. Wir sehen nach der Sonue und bestimmen die Himmels-
gegeuden. Wir achten daraus, ob der Himmel heiter oder bedeckt, blnu
oder grau aussieht. Die Richtuug des Wiudes erkennen wir am Rauch
des Schornsteins und am Zuge der Wolkeu. Die Farbe und Form der
Wolken wird angegeben und festgestellt, ob es warm oder kühl, heiß oder
kalt, still oder windig ist.
An der Straße nach Osten steht ein Wegweiser. Es ist eiu Schild
an einem Pfahl befestigt. „Nordring" steht darauf. Der Nordring ver-
läuft vou Westen nach Osten. Er heißt so, weil er int Norden rund um
Gütersloh geht. Vom Seminar bis hierher sind wir 200 m gegangen,
wir haben 260 Schritte gemacht und 2,5 Minuten gebraucht.
Die Hoheuzollernstraße ist 14 m breit. Von einer Seite nach der
andern haben wir Bürgersteig, Gosse, Fahrdamm, Gosse und Bürgersteig.
Der Bürgersteig ist 3 m, der Fahrdamm 8 m breit. Der Bürgersteig ist
an einigen Stellen gepflastert, an andern nngepflaftert. Der Fahrdamin
ist hart und fest. In den Gossen fließt das Wasser vom Seminar nach
Norden hin, weil die Straße nach dahin tiefer ist. Auf dem Bürgersteig
stehen einige Laternen. Sie erleuchten abends die Straße.
Ganz anders sieht der Nordring aus. Er hat keine Bürgersteige,
keine Gossen und keine Bäume. Die Leute gehen an der Seite über einen
schmaleu Fußweg. An der rechten Seite ist ein Graben. In ihm fließt
das Wasser nach Westen, weil die Gegend nach dahin tiefer ist. Im
Graben fließt mehr Wasser als in der Gosse. Im Sommer ist er gauz
trocken. Bordsteine gibt es auf dem Nordriug auch nicht. Auf dem Fuß-
Pfad können höchstens zwei Personen nebeneinander gehen. Der Fahr-
dämm ist nicht so fest wie auf der Hohenzollernstraße. Überall sind Wagen-
spuren und oft Löcher vorhanden. Er ist viel schmaler als der Fahrdamm
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Tor treten wir auf den Hof. Bor uns erhebt sich das langgestreckte Wohn-
Haus. Es ist mit grünbemoosten Ziegelsteinen bedeckt. Mit lautem Ge-
bell empfängt uns der große Hofhund. Zur Rechten erblicken wir ihn
vor seiner steinernen Hütte stehen. Das Wohnhaus erstreckt sich von Osten
nach Westen. An der Südseite sehen wir eine niedrige Haustür im hinteren
Teile des Hauses. Links davon sind einige Fenster. Nach hierhin (Westen)
grenzt der Obstgarten ganz nah an das Haus. An der Seite des Hauses
erblicken wir einen Göpel. Zwei Pferde bewegen ihn. Wozu dieut er?
Der große Hof ist gauz mit hohen Eichbäumeu bestanden, einzelne fallen
2lbb. 21.
Grundriß des Hauses
„Meier Witthof", Pavenstädt.
uns durch ihre Größe auf. Unter ihnen erblicken wir langgestreckte
Kuleu (Erdlöcher). Warum sind sie da? Nicht weit vom Hause sehen
wir eine Pumpe; daneben steht ein sogenannter „Wäscher". Das ist eine
durchbrochene Tonne zun? Waschen der Rüben und Ruukeln. Nun stehen
wir vor dem Osteingange des Hauses. Es ist eiu Fachwerkbau, wie wir ihn
schon auf dem Busch und in Alt-Gütersloh kennen gelernt haben. Die
schwarzgestrichenen Eichenbalken und die weißen viereckigen Wandflächen
geben dem ganzen Gebäude ein schönes Aussehen. Eine eichene Tür, die so
groß und hoch ist, daß ein hochbeladener Erntewagen bequem hindurchsahreu
kann, schließt den Eingang. Auf dem mächtigen eichenen Balken über der Tür
lesen wir, daß das Haus 1722 erbaut ist. Rechts von der Tür führt eine
Hühnerstiege zu dem Hühnerstall empor, und nicht weit davon sind die
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führen. Die ganze Kunst des Gesetzgebers besteht darin, den Ehrgeiz des
Menschen wohl zu lenken.
Zweitens ist es besser, daß das Bauholz teurer als wohlfeil ist.
Das Geld dafür geht nicht aus dem Lande. Ein teurer Holzpreis muntert
die Leute auf, fleißig zu pflanzen; und diejenigen Gegenden sind nicht
glücklicher, wo man das Holz gar nicht verkaufen kann, sondern zu
Pottasche und Glashütten verschwenden muß.
Drittens ist es besser, daß die Leute zu viel als zu wenig Holz
nehmen, weil sie keine Baumeister bei sich habeu und durch die Stärke des
Holzes ihre Fehler im Bauen ersetzen müssen.
Viertens ist in den hiesigen Häusern die allergrößte Sparsamkeit
bereits darin beobachtet, daß die Balken nicht durchlaufen, sondern nur
deu sogenannten Stuhl bedecken. Dadurch sind bei jedem großen Hause
uach dem jetzigen Holzpreise 200 Taler erspart. Die Verschwendung ge-
schieht also nur in Ständer- und Riegelholz, welches noch genug vorhanden
ist, da es nur an Balken mangelt.
Fünftens findet man keine Verschwendung in den Gegenden, wo
das Holz rar ist." —
Nicht weit von dem Wohnhause erheben sich zwei neue Scheunen.
Sie siud massiv aus roten Backsteinen erbaut. Große Schiebetüren er-
möglichen das Hineinsahren der Wagen und der großen Ackergeräte. An
der großen Scheune stehen auf einer Sandsteintafel die Worte:
Mit Hand für Haus und Hof.
Das Herz hinauf zum Himmel,
Sechs Tage schaff für Brot,
Und dann aus dem Getümmel.
Die Scheunen dienen zur Aufbewahrung der Ackergeräte und des
Zornes. Die kleiue Scheune trägt ein weit überstehendes Dach. An der
Außenwand hängen an eisernen Haken die Eggen. Auf dem Hose liegen
hohe Hausen Brennholz. Neben dem Hause sind die Misthaufen und die
Iauchegrube. Der Mist oder Dünger ist für den Landmann von der
größten Bedeutung. Warum?
Die Arbeiten auf dem Bauernhose.
1. In der Milchkammer.
2. Jn> Pferdestalls.
3. Bei den Kühen.
4. Auf der Tenne.
Rund um den Hof herum liegen die Acker und Wiesen des Meiers
Nordhorn. Wenn er aus dem Fenster sieht, dann überschaut er überall
eigenen Grund und Boden, der schon jahrhundertelang zu dem Hose gehört
hat. Er braucht nicht weit zu gehen, um zu seiner Arbeitsstätte zu ge-
langen. Sie ist draußen in Wiese und Feld. Wald ist hier nicht vor-
handen. Im Frühling, Sommer und Herbst ist der Meier immer draußen
beschäftigt. Nur in der Winterzeit faim er in Feld und Wiese nicht viel
Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts. a
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tun. Es ist seine Ruhezeit. Weil er den Acker bebaut, sagen wir, der
Bauer treibt Ackerbau, und weil er Vieh (Pferde, Kühe, Schweine, Ziegen,
Schafe, Hühner) züchtet, treibt er auch Viehzucht. Die Viehzucht beschränkt
sich in nnsrer Gegend im wesentlichen auf das Haus. Nur wenig und nur
kurze Zeit werden die Kühe auf die Wiesen getrieben. Die Pflege des
Viehs ist Aufgabe der Bauersfrau und der Mägde. Den Acker bebaut der
Bauer mit seinen Knechten.
Die Arbeiten des Bauers auf dem Felde a) im Frühling, b) im
Sommer, c) im Herbst.
Seine Arbeiten in der Wiese a) im Frühling, b) im Sommer, c) im
Herbst, d) im Winter.
Zeichnen: Hundehütte, Göpel, Pumpe, Ackergeräte.
Lesebuch: Der Heuwagen in der Stadt. S. 179. Die Kornernte.
S. 182.
In der Bauerschaft Nordhorn.
Zwischen Feldern entlang führt uns ein Landweg in östlicher
Richtung vom Meierhofe auf die Bielefelder Straße. Sie führt iu uord-
östlicher Richtung nach Bielefeld. Zur Rechten sehen wir die Köln-
Mindener Eisenbahn (siehe Seite 81 ff.) und jenfeit derselben die großen
Fabrikgebäude von Miele. Dort werden landwirtschaftliche Maschinen
und Geräte gemacht. Was zum Beispiel? Wo die Kleiubahn die Straße
kreuzt, steht ein Stein mit einem eisernen Bolzen. Seine Bedeutung lernt
ihr später kennen. Außerdem ist an jeder Seite eine Warnungstafel an-
gebracht. Die Bahu heißt Teutoburger Wald-Eisenbahu. Es ist nur
eiu Gleise vorhanden. Es kommt aus südöstlicher Richtung und läuft
nach Nordwesten. Weiterschreitend erreichen wir die Schule in Nordhorn.
Sie liegt an der rechten Seite. Es sind zwei Schulgebäude da. Iu dem
vorderen, alten Schulhause sind außer der Wohnung des Hauptlehrers uoch
zwei Klassenzimmer. Manche Schüler haben einen weiten Weg. Im
Sommer ist das sehr beschwerlich. In östlicher Richtuug steigen wir lang-
sam an und kommen auf eine Erhebung, einen Hügel, auf dem das Hart-
steinwerk liegt. Während an der Straße hin und wieder noch kleine
Wiesen lagen, erblicken wir bier nur Ackerfelder. Hinter dem Hartstein-
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kommt, und finden, daß er fast überall von Büschen oder Bäumen ein-
gefaßt wird. Wiesen begleiten ihn nach Westen hin.
Wir treten wieder auf die Landstraße und erblicken zur Rechten kleine
Kiefernbestände. An der linken Seite sind sie im letzten Jahre alle ab-
gehauen. Mit dem Dampfpflug wurde der Boden aufgerissen, und danach
haben Arbeiter die Baumstümpfe und Wurzeln ausgehoben. Im nächsten
Jahre geht der Pflug über das Land'hin, und Futterkräuter oder Kar-
toffelu wachsen da, wo uns früher der Wald in seinen Schatten aufnahm.
Wie hier, so sahen wir auf uuferm Wege noch mehrere Stellen, wo der
Wald vor kurzem verschwunden war oder noch ausgerodet wurde. So
wird immer mehr der Wald verschwinden, und bald werden wir rings
umher nur noch Äcker und Wiesen erblicken. Mit den zahlreichen verstreut
liegenden kleineren tzolzbeständen werden zugleich auch alle Hecken und
Büsche an Wegen, Stegen und Gräben abgeholzt. Dadurch wird der reiz-
volle Wechsel von Wiese, Busch, Feld und Wald vernichtet, die ganze
Gegend eintönig und langweilig, und der früher so häufige Gesang der
Vögel verstummt; denn den gefiederten Sängern ist die Nistgelegenheit
geraubt. Der Bauer schlägt alle Büsche nieder, weil der Ackerboden ihm
reichere Erträge zu liefern verspricht als der Holzwuchs. Er bedenkt aber
nicht, daß nnfre sandige Ebene eine vollständige Abholzung nicht ertragen
kann. Je mehr die Holzuugeu verschwinden, desto mehr wird die Saat
auf dem jetzt schon so trockenen Boden unter der Hitze langer Sommer-
Wochen leiden müssen.
Jetzt kommen wir an eine Schule. Es ist die Volksschule in
Blankenhagen. Die Schüler aus der Bauerschast Blankenhagen besuchen
sie. Es sind 2 Lehrer und 2 Schulklaffen da. Viele Kinder haben einen
weiten Schulweg. Weil aber nicht alle Kinder Blankenhagens in der
Schule bleiben konnten und für manche der Schulweg auch zu weit war,
sind noch zwei Schulen in Blankenhagen erbaut. Die eine liegt westlich,
die audre östlich von hier. Nach beiden Richtungen erblicken wir jetzt aus-
gedehntere Kiefernwälder. Heidekraut und Beerensträucher bedecken weite
Strecken den Boden. Schmetterlinge wiegen sich auf schwanken Blüten-
Halmen, summend fliegen emsig sammelnde Bienen von Blüte zu Blüte, und
goldige Käser hasteu durchs Gesträuch. Hin und wieder erschallt das helle
Gelächter des Spechts, in der Ferne bellt ein Hund; ringsum herrscht
Stille in der Einsamkeit.
Da ertönt ein schriller Pfiff einer Lokomotive. Bald hören wir
die Glocke des Zuges. Er nähert sich der Haltestelle. Sie ist an der
Straßenkreuzung bei der Gastwirtschaft „Zur Tanne". Es ist die erste
Station der Teutoburger Waldbahn von Gütersloh aus. Der Bahnhof
ist nur klein. Ein Bahnhofsgebäude ist nicht vorhanden. Die Fahrkarten-
ausgäbe und Wartehalle befinden sich in dem Gasthause. Es hat einen
hübschen Garten, der im Sommer viel besucht wird. Gegenüber liegt der
Bahnhos. Einige Güterwagen stehen auf dem zweiten Gleise. Hohe
Haufen kurzgeschnittener Stämme lagern auf dem Platze. Arbeiter sind
damit beschäftigt, sie in die Güterwagen zu verladen. Ein Wagen ist schon
bis obenhin bepackt. Wohin soll das Holz geschickt werden? Bei dem
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Hauptbahnhof habt ihr schon oft viele Wagen voll gesehen. Nach welcher
Richtung fuhren die mit Holz beladenen Wagen? Sie werden dorthin
gebracht, woher wir unsere Kohlen zum Brennen bekommen. Dort bei
Dortmund werden die Kohlen aus der Erde geholt. Tiefe Löcher gehen
iu die Erde hinein, und unten sitzen in Gängen die Kohlen. Die Anlagen
nennt man Gruben. Die Grubenarbeiter holen an* ihnen die Kohlen
heraus. Damit aber die ausgehöhlten Gänge nicht einstürzen, rammt man
die Pfähle hinein, die hier liegen. Weil das Holz in den Gruben ge-
braucht wird, nennt man es Grubenholz. Wohin wird es also gebracht?
Woher kommt nun das Grubenholz? Wir werden es sehen.
Die Bahn geht nach Westen weiter. Da finden wir vorherrschend
Nadelwald. Aus der Ferne hallen Schläge durch den Wald. Wir gehen ihnen
nach. Da hören wir auch schou Menschenstimmen. Dort schlägt ein Mann mit
der Axt gegeu den Kiefernstamm, daß die Späne fliegen. Zwei andre schlagen
an einem gestürzten Baum die Zweige ab und tragen dann de» kahleu
Stamm an den Weg. Die Zweige werden getrocknet und als Brennholz
verkauft. Das sind die Buschen. Hier lagern schon viele Stämme in
hohen Haufeu aufgeschichtet nebeneinander. Tiefe Wagenspuren kenn-
zeichnen den Holzweg. Peitschenknall und Pferdegewieher schallt uns ent-
gegen. Da kommt anch schon der Wagen, mit zwei kräftigen Braunen
bespannt, angefahren. Der Knecht und ein paar Holzhauer laden die
Stämme auf, und fort geht es, der Dampf-Sägemühle zu. Dort wird die
Riude von den Holzschälern geschält und die glatteu Stämme vou der
Säge in kurze Stücke von 2 m Länge zerschnitten. Der Fuhrmann bringt
sie dann zum Kleiubahuhos „Zur Tanne".
Die Leute, die im Walde beschäftigt sind, nennt mau
Waldarbeiter. Sie treiben Waldwirtschaft oder Forstwirtschaft, da
der Wald auch Forst geuauut wird. Der Mann, der auf deu
Wald und die Hasen, Rehe, Fasane und Hühner darin achten
muß, heißt Förster. Wir fanden auch Beereu im Walde. Frauen und
Kinder sammeln die Preißelbeeren und die Kronsbeeren, tragen sie in die
Stadt und verkaufen sie. Im Herbst sucheu die Leute Pilze ui?d tragen sie
in die Stadt. Dafür erhalten sie Geld. Dann ziehen auch die Jäger durch
den Wald und schießen Rehe, Hasen und Fasane.
Auf unsrer weiteren Wanderung treffen wir Laubbäume au. An die
Stelle des Heidekrauts siud Blumen getreten, und statt der Kronsbeeren
finden wir jetzt die süße Preißelbeere. Der Wald lichtet sich, Äcker und
Wiesen liegen vor uns, und hinter dem dichten Eichenkamp erblicken wir
ein langgestrecktes Haus. Es ist das Herrenhaus des Gutes Laugert. Das
Gut Laugert ist eiu sehr großer Hof. Hiuter ihm erblicken wir nach Norden,
Westen und Osteu große Wiefeuflächen. Ein breiter Bach fließt hindurch.
Es ist die Lutter. Hinter dem Gut treibt die Lutter eiue Mühle. Rauschend
fällt das Wasser über das Schütt herab. Die Lutter kommt aus östlicher
und fließt in westlicher Richtung; Erlengebüsch und Weiden begleiten sie
auf ihrem Laus. Hin und wieder hören wir den Ruf des Kiebitz auf deu
Wieseu. An der linken Seite der Straße steht ein hoher Stein. Daraus
steht: „Kreis Wiedenbrück" nach Süden, „Kreis Bielefeld" nach Norden.
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Vor unfern Füßen schnellen kleine Heupferdchen empor, Käfer hasten über
den Boden dahin. Dort weiter leuchtet das Heidekraut mit seinen tausend
und abertausend roten Glöckchen durch die Kiefernstämme. Bienen fliegen
summend von Blüte zu Blüte, und goldene und bunte Falter schwirren
durch die Luft. Im dichten Walde lacht der Specht, der Ruf des Kuckucks
hallt zu uus herüber, und das flinke Eichhörnchen flüchtet vor unfern
Schritten iu die dichten Banmwipfel. Dort liegt einsam ein altes Haus.
Ein Eichbaum hält schützend seine Äste über das rote Schindeldach. Hühner
sonnen sich im warmen Sonnenschein, und faul liegt der Hund vor seiner
Hütte. Es herrscht tiefe Stille iu der fouueudurchglühten Heide. Nur zum
Bienenhause schwirren summend die fleißigen Bienen mit ihrer Honig-
last. Der alte Bauer erzählt uns schmunzelnd von seinen Honigernten.
(Abseits von Th. Storm.) Kein Bächlein, kein Wässerlein finden wir hier.
Manchmal waten wir durch fußhohen Sand. Der Hügel bei dem Kütten-
strothscheu Hofe trägt ein Holzgerüst. Was bedeutet es? Ihn besteigen
wir. Nach Westen fällt er ungefähr 12 m ziemlich steil ab.
Da erblicken wir wieder ein ganz andres Bild. Unten am Fuße des
Hügels feheu wir Acker- und Gartenland. Kartoffeln, Bohnen, Erbsen
und Hackfrüchte sind dort augebaut. Der Boden ist dunkel und schwerer.
Laubbäume und Büsche mischen ihr helles Grün unter die dunklen Kiefern.
Weiterhin dehnt sich eine weite Wiesenlandschaft ans, ein Bach fließt mitten
hindurch. Es ist die Wappel. Sie fließt in fast nördlicher Richtung der
Dalle zu. In den Wiesen kurz vor der Neuen Mühle mündet die Wappel
in die Dalle. An Wiesen und Ackerfeldern vorbei wandern wir der
Wiedenbrücker Straße zu. Hin und wieder begleiten schmale Kiesern-
Wälder unsern Weg, der uns über die Köln-Mindener Eisenbahn führt.
Sie führt von Nordosten nach Südwesten. Im Nordosten liegt Gütersloh,
die nächste Station im Südwesten ist Rheda.
Aus der Landstraße kommen wir au zwei Krügen (Wirtschaften) vorbei.
Fuhrleute halten dort mit ihren Frachtwagen, Radfahrer steigen ab, und
mancher Wanderer kehrt ein, um sich durch einen frischen Trunk zu er-
auicken. Zu unsrer Linkeu begleitet uns die Bahn. Alle Augenblicke fährt
ein Zug vorüber. Rauch und weißer Dampf steigt auf, und fort rollt der
Zug in die weite Welt hinaus! Wenn wir doch mitfahren könnten!
Immer mehr nähert sich die Bahn der Straße, vor uns ragt ein gewaltiger
Schornstein empor, langgestreckte Gebäude liegen daneben. Ein scharfer
Geruch kommt uns in die Nase. Es ist eine Lederfabrik. Hier macht man
aus Tierhäuten Leder zu Schuhen, Koffern usw. Bald erheben sich zwei
schwarzweiße Schlagbäume vor unsern Augen. Die Eisenbahn fährt über
die Straße hinweg. Wir überschreiten die Gleise und sehen die Türme der
Stadt. Zur Linken erblicken wir die Volksschule in Kattenstroth. Ein
Landweg zweigt hier von der Straße ab und läuft an der Bahn entlang.
Es ist der alte Weg nach Rheda. Während bis jetzt nur hin und wieder
ein Haus am Wege stand, treten sie nun immer näher aneinander. Die
Felder verschwinden, und Häuser und Gärten mit ihren Hecken und
Bäumen verhindern die Fernsicht. Am alten Friedhof und der katholischen
Kirche vorbei wandern wir der Stadt zu.
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Zeichen der Lokomotive! Richtig, da kommt auch schon der Zug ange-
fahren. Vom Norden her kommt er gerade auf die Straße zu. Er ist nur
klein, zwei Personenwagen und vier Güterwagen hängen hinter der
pustenden Lokomotive. Es ist die Kleinbahn, die von Gütersloh durch
Sundern uach Hövelhof fährt. Wir lassen den Zug vorbeifahren, winken
den Reisenden zu und schauen dem Davoneilenden nach. Im Süden ist
er bald hinter den Bäumen unsern Blicken entschwunden. Froh setzen
wir unsern Weg fort. Nach Nordosten hin breiten sich weite Wiesenflächen
vor unsern Augen aus. Im Süden läuft eine Baumreihe auf die Straße
zu. Eiu Weg führt daran entlang. Wo er die Straße trifft, da sehen
wir auf ihr zu beiden Seiten ein Geländer. Dort fließt ein breiter Bach
quer unter der Straße her. Ihr habt ihn alle schon an verschiedenen
Stellen in Gütersloh gesehen. Es ist die Dalke. Aus welcher Richtung
kommt sie? Dort hinten sehen wir blaue Berge. Das sind die
Berge des Teutoburger Waldes. In der Nähe jener Berge kommt die
Dalke aus der Erde, dort ist ihre Quelle. Wohin fließt sie? Ihre Breite
messen wir an der Straßenbrücke. Fritz und Karl messen! Die andern
Schüler schreiten die Breite ab. Die Geschwindigkeit des Wassers stellen
wir fest, indem wir mit der Uhr ermitteln, wieviel Zeit Holzstückchen und
Blätter gebrauchen, um von der kleinen Holzbrücke nördlich der Straße
bis zu einer zehn Meter südlich davon gelegenen Stelle zu schwimmen.
Wieviel Sekunden gebrauchen sie zu 10 m? Wie rasch schwimmen sie
dann in einer Sekuude? Wie rasch fließt das Wasser in einer Sekunde?
Nun gehen wir am Bache aufwärts. Bon Bäumen und Büschen
begleitet, fließt er in Schlangenlinien durch saftige Wiesen dahin.
Schnatternde Gäuse und flinke Enten schwimmen uns entgegen. Fröhlich
betrachten wir das muntere Geschwader. Auf den Wiesen weiden Kühe.
Durch den Wiesenpfad hindurch wandern wir dem Osthusschen Hofe zu.
Er gehört der Stadt Gütersloh. Sonntags kehren viele Spaziergänger
hier ein, um sich in der Milchwirtschaft durch ein frisches Glas Milch und
eiu Schinkenbutterbrot zu erquicken.
Neben dem Osthusschen Hofe liegt die Schule in Sündern. Sie
liegt au der Verler Straße. Sie hat zwei Lehrer und drei Klassen. Gegen-
über liegt der große Schulgarten. Daneben wird ein neues Schulgebäude
gebaut. Hinter und neben der alten Schule ist Kiefernwald. Hier ist eine
Waldschule. In ihr werden die Kinder unter den Bäumen im Freien uuter-
richtet. Während wir an den Ufern der Dalke Laubbäume und saftiges
Gras fanden, sehen wir hier in Sundern, wie auch früher schon in Kalten-
stroth und Blankenhagen, weiter davon wieder sandigen Boden mit
Kiefernholz, Birken und Heidekraut bestanden. Auch hier wechseln die
Nadelholzbestände mit Äckern und Wiesen.
Von der Schule aus wauderu wir auf der Straße zurück bis zur
Dalkebrücke. Hier folgen wir auf dem schönen Fußwege dem Lauf der
Dalke in westlicher Richtung. Wir treffen wieder auf den Schienenstrang
der Kleinbahn, die wir vorher auf der Straße überschritten. Hier gehen
die Gleise auf einer schmalen und niedrigen Eisenbahnbrücke über die
Dalke. Bald führt unser Weg auf den Gemeindeweg, der bei Beckord
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weist dem Wanderer den Weg und sagt ihm, wie weit es bis zum nächsten
Dorf, bis zur Stadt ist. Wo stehen solche Wegweiser? Was steht daraus?
Aufgaben: Zeichnen der Landstraßen und Gemeiudestraßeu bei
Gütersloh. Eine Wanderung auf der Landstraße nach Wiedenbrück.
Zeichnen: Wegweiser. Holzbrücke. Steinbrücke. Steg. Der Meilen-
stein in Bartels Park.
Straßen, die in die Ferne führen.
Von Gütersloh gehen nach allen Himmelsrichtungen Straßen in die
Ferne. Sie heißen Landstraßen oder Chausseen. Auf beiden Seiten
werden sie von Bäumen eingefaßt. Oft sind es Ulmen, Linden oder Ahorn-
bäume, manchmal auch Obstbäume. Kilometersteine an den Seiten sagen
dem Wanderer, wie weit er schon gegangen ist. Nach Osten führt die
Friedrichsdorfer Straße von Gütersloh nach dem Dorfe Friedrichsdorf.
Nach Nordosten führt die Bielefelder Straße den Wandersmann über
Jsselhorst nach der Stadt Bielefeld. In nördlicher Richtung geht die
Brockhäger Straße nach dem Dorfe Brockhagen. Die Marienfelder Straße
führt in nordwestlicher Richtung nach dem Kloster und der Gemeinde
Marienfeld. In westlicher Richtung verläuft die Herzebrocker Straße
nach dem Dorfe Herzebrock. Die Wiedenbrücks Straße führt in füd-
westlicher Richnng nach der Kreisstadt Wiedenbrück. In südlicher Richtung
geht die. Nenenkirchener Straße nach dem Dorfe Neuenkirchen. Die Verler
Straße führt in südöstlicher Richtung nach Verl.
Gib an, wie wir vom Seminar aus uach diesen Landstraßen kommen!
Zeige die Richtungen der Landstraßen in der Natur, auf der Karte!
Zeichnen: Skizze.
Anfchlußftoff: Nun ade, du, meiu lieb Heimatland.
Der Verkehr auf der Straße.
Die Landstraßen dienen dem Verkehr. Sie sind wichtige Verkehrs-
ädern. Auf der Landstraße gibt es darum immer viel zu sehen. Der
größte Verkehr ist auf der Bielefelder Straße. Gehen wir nach Jsselhorst
zu, dann begegnen uns viele Menschen auf der Landstraße. Einige gehen
spazieren, andre zur Arbeit. Kinder spielen auf der Straße „Kriegen-
jagen", schlagen Klappkugel (Kreisel) oder jagen den Reifen. Handwerks-
barschen mit dem Ränzel aus dem Rücken und den Stock in der Hand
wandern in die Welt hinaus. Straßenarbeiter reinigen oder bessern die
Straße. Alle Augenblicke kommen Radfahrer an uns vorbei. Bald siud
sie unfern Blicken entschwunden. Auch viele Wagen fahren auf der
Landstraße. Milchhändler und Bauern bringen ihre Wagen zur Stadt, auf
großen Milchwagen wird in großen, klappernden Milchkannen die Milch
zur Molkerei gefahren, vom Hartsteinwerk bringen die Steinwagen Steine
nach den Neubauten. Lustig knallt der Fuhrmann mit der Peitsche. Plötz-
lich tönt es „Tut — tut". Schnell eilen die Kinder an die Seite, der Fuhr-
mann lenkt sein Gespann nach rechts, vor uns wirbelt gewaltiger Staub
auf, surrend und knatternd naht ein Auto heran und ebenso schnell wie
es gekommen, ist es auch wieder verschwunden. Da sehen wir in der Ferne
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fchou wieder die ganze Straße in Staub gehüllt, er koimnt immer näher,
doch nicht so schnell wie vorher. Es ist ein Lastauto, das Brot und Kolonial-
waren von Bielefeld nach den Konsumverkaufsstellen bringt. Da kommt
schon wieder Fuhrwerk, es ist ein ganzer Wagenzug. Schwere, dicke
Brabanterpferde ziehen die großen, auf gewaltigen Rädern ruhenden
Wagen der Brauerei. Beladen mit Fässern bis oben hin fahren sie nach
Bielefeld. Kein Wort kann man verstehen, so lange sie nebe.n uns her-
fahren. Wir bleiben zurück und freuen uns, wenn wir nicht immer das
Geräusch in den Ohren haben. Da fährt ein schöner Kutschwagen vorbei.
Reiche Leute sitzen darin. Sie machen eine Vergnügungsfahrt nach dem
Teutoburger Walde. Vor Kuhlmanns Wirtschaft stehen viele Wagen.
Hier halten die Kutscher und Fuhrleute. Früher war hier ein Schlagbaum;
da mußte jeder Wagen halten. Hier wurde das Chausseegeld bezahlt. —
Aufgaben: Auf der Landstraße. Das Auto kommt!
Zeichnen: Das Auto.
Anschlußstoff: Vom Automobil und andern Wagen. S. 299.
Wie eine Straße gebaut wird.
In der Bauerschaft Blankenhagen sollte eine Gemeindestraße gebaut
werden. Eines Tages kamen Männer aus Gütersloh, besahen das Land,
steckten rotweiße Pfähle in die Erde und guckten immer durch ein Ding.
Damit sahen sie, ob die Pfähle in der Richtung standen. Es ist ein Meß-
gerät. Die Männer waren Landmesser. Die Pfähle gaben die
Richtung an, in der die Straße angelegt werden sollte. Nach kurzer Zeit
kamen viele Arbeiter von weither. Sie brachten Schiebkarren, Spaten
und Schaufeln mit. Es waren Straßenarbeiter. Ihre Sachen verwahrten
sie in den Bretterbuden, die sie aufbauten. Ein Schachtmeister und ein Vor-
arbeiter leiteten die Arbeit. Die tiefen Löcher wurden zugeworfen und
die Hügel abgetragen. Eine Feldbahn mit schmalen Gleisen und kleinen
Kippwagen legte man an. Viele Männer trugen den Hügel ab und luden
die Wagen voll. Es waren immer fünf bis zehn Wagen zusammen-
gespannt. Pferde oder Ochsen zogen sie zu der tiefen Stelle. Dort wurden
sie umgekippt, und Arbeiter machten das Land eben. Andre wieder hoben
an den Seiten Gräben aus und warfen die Erde auf den Fahrdamm.
Als dies fertig war, wurden Steine angefahren. Weil hier keine Stein-
kulen sind, holten die Bauern die Steine aus den Steinbrüchen von
Brackwede und Steinhagen. Lange Zeit wurden jeden Tag viele Fuder
geholt. Arbeiter packten die Steine zusammen. Sie schlugen zwei Pflöcke,
die durch eine Schnur verbunden waren, in die Erde und schichteten die
Steine zu Haufen auf, die meist 2 m lang, 1 m breit und K m hoch waren.
Das ist ein Kubikmeter. Die Steine sollten zerschlagen werden. Da die
Steinklopfer nach Kubikmetern bezahlt werden, setzen die Steinsetzer die
Steine in Kubikmetern.
Nun kommen die Steinklopfer oder Steinschläger. Sie tragen eine
mächtige Schutzbrille aus der Nase. Vor den Knien haben sie Sackleinen
oder Leder über die Hose gebunden, weil sie beim Steinschlagen mit den
Knien auf dem Erdboden liegen. An den Händen tragen sie dicke Faust-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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